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Mit dem Wirkungsziel 4 der Integrationsagenda Schweiz (IAS) haben sich Bund und Kantone darauf geeinigt, dass «sieben Jahre nach Einreise [...] die Hälfte aller erwachsenen vorläufig Aufgenommenen und Flüchtlinge nachhaltig in den ersten Arbeitsmarkt integriert» sein sollen.
Da die IAS 2019 eingeführt wurde und sich dieses Wirkungsziel auf einen Zeitraum von 7 Jahren nach Einreise bezieht, können derzeit noch keine Aussagen zur Erreichung des Wirkungsziels gemacht werden. Hingegen lassen sich Aussagen zur Erwerbssituation von vorläufig Aufgenommenen und anerkannten Flüchtlingen vor Einführung der IAS treffen.
Die Erwerbssituation vorläufig Aufgenommener und anerkannter Flüchtlinge bis sieben Jahre nach Einreise in die Schweiz wird im Folgenden auf der Basis von Daten des SEM gemäss dem Zentralen Migrationsinformationssystem (ZEMIS) dargelegt.
Die Erwerbssituation von vorläufig Aufgenommenen und anerkannten Flüchtlingen lässt sich anhand der 2014 eingereisten Personen (Einreisekohorte 2014, seit 7 Jahren in der Schweiz) präsentiert sich wie folgt:
- Ende 2021 sind rund 55.4% der vorläufig Aufgenommenen und Flüchtlinge erwerbstätig, die 2014 in die Schweiz eingereist sind und zum Zeitpunkt der Einreise zwischen 16 und 55 Jahre waren.
- Die Erwerbstätigenquote unterscheidet sich nach Geschlecht. Zwei Drittel der Männer ist sieben Jahre nach Einreise erwerbstätig, bei den Frauen beträgt diese Quote knapp ein Drittel.
- Mit steigendem Alter beim Zeitpunkt der Einreise sinkt die Erwerbstätigenquote. Nur ein Viertel aller Personen, die bei Einreise 46 Jahre und älter waren, sind sieben Jahre später erwerbstätig.
- Es zeichnet sich in den letzten Jahren ein positiver Trend zur Erwerbstätigkeit ab. Vorläufig Aufgenommene und Flüchtlinge finden rascher in den Arbeitsmarkt.
- Sieben Jahre nach Einreise sind über 50% der vorläufig Aufgenommenen und Flüchtlinge nachhaltig erwerbstätig. Das heisst, sie haben in den letzten 24 Monaten mindestens 12 Monate eine bezahlte Erwerbstätigkeit ausgeübt.
Es handelt sich um Ergebnisse einer erstmalig in dieser Form vorgenommenen Auswertung. In den kommenden Jahren sollen die Auswertungen nach Bedarf erweitert, kontextualisiert und vertieft werden. Insbesondere ist für die Analyse einer nachhaltigen Erwerbsintegration auch das mit der Erwerbstätigkeit erzielte Einkommen sowie ein allfällig fortgeführter Sozialhilfebezug zu berücksichtigen.
Erwerbssituation der Einreisekohorte 2014 nach Geschlecht und Alter
Bedeutende Unterschiede bestehen zwischen den Geschlechtern. Während 68,7% der männlichen vorläufig Aufgenommenen und Flüchtlinge Ende 2021 arbeiteten, lag dieser Wert bei den Frauen bei 30,1%.
Der Anteil der Erwerbstätigen ist bei den vorläufig Aufgenommenen und Flüchtlingen am höchsten, die als Jugendliche oder junge Erwachsene in die Schweiz einreisten. Mit zunehmendem Alter bei Einreise sinkt der Anteil Personen, die eine Erwerbstätigkeit aufnehmen.
Entwicklung der Erwerbssituation der Einreisekohorte 2014
Der Anteil der im Jahre 2014 eingereisten vorläufig aufgenommener Personen und Flüchtlinge, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, ist mit zunehmender Dauer seit der Einreise kontinuierlich angestiegen.
Entwicklung der Erwerbssituation nach Einreisejahren
Wird die Entwicklung der Erwerbssituation der Einreisekohorte 2014 mit späteren Einreisekohorten verglichen, zeigt sich, dass später eingereiste Kohorten tendenziell einen höheren Anteil an Personen mit Erwerbstätigkeit aufweisen. Dies dürfte unter anderem auch auf die verschiedenen von Bund und Kantonen neu eingeführten, innovativen Massnahmen zur Förderung der Arbeitsmarktfähigkeit zurückzuführen sein. Weitere Einflussfaktoren spielen jedoch auch eine entscheidende Rolle, namentlich die wirtschaftliche Lage auf dem Arbeitsmarkt und die unterschiedliche Zusammensetzung der Kohorten (Alter, Schulbildung, Arbeitserfahrung, etc.).
Nachhaltige Erwerbsintegration – Erwerbstätigkeit
Die Nachhaltigkeit der Erwerbsintegration lässt sich unter anderem daran bemessen, wie dauerhaft die Erwerbstätigkeit ist, wie hoch das erzielte Einkommen ist und ob die vollständige Ablösung von der Sozialhilfe gelingt. Vertiefte Auswertungen zu diesen Aspekten sollen in den nächsten Jahren geprüft werden.
Von den 8350 2014 eingereisten vorläufig Aufgenommenen und Flüchtlingen waren 4335 Personen bzw. 51.9% in den letzten beiden Jahren mindestens 12 Monate erwerbstätig. 2584 Personen bzw. 30.9% von allen 2014 eingereisten Personen waren in den letzten beiden Jahren durchgängig erwerbstätig.
Methodisches
Definition Einreisekohorte 2014:
- Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene am 31.12.2021
- mit Einreisedatum 2014
- Jahrgänge 1959 bis 1999 (bzw. 2005)
- zusätzlich gleiche Definition für Personen mit Regelung zwischen 01.01.2019 und 30.11.2021
Berücksichtigte Regelungen
Abhängig unter anderem von Aufenthaltsdauer und Integrationsfortschritt können vorläufig Aufgenommene und Flüchtlinge einen anderen Aufenthaltsstatus erhalten und sind dann nicht mehr in den Asylstatistiken des SEM enthalten.
In der Einreisekohorte betrifft dies zwischen 01.01.2019 und 30.12.2021 bei den Jahrgängen 1959 bis 1999 1019 (bzw. 1249 bis Jahrgang 2005) Personen mit Härtefallregelung gemäss Art. 84 Abs. 5 AIG, 126 (bzw. 158) Personen mit C-Bewilligung und 54 (bzw. 59) Personen mit weiteren Regelungen. Bei diesen Personen wurde die in ZEMIS eingetragene Erwerbstätigkeit zum Zeitpunkt der Regelung berücksichtigt.
Letzte Änderung 13.12.2022